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Schalktheater

Die Person vorne ballt die Fäuste, das Gesicht angespannt. Sie trägt eine Karton-Krone und Brauntöne. Die vier Personen hinten schauen besorgt. Drei sitzen auf moosbedeckten Tritten unter einem efeuumrankten Bogen, dahinter ein grüner Bühnenvorhang.

Die Produktion ERBSE eröffnete im September 2022 die Theatersaison in der Gessnerallee in Zürich.

© Tanja Dorendorf / T+T Fotografie
Ort:
Zürich
Labelpartnerschaft:
2018 - 2021 / 2022 - 2025
Webseite:
www.schalktheater.ch

Das Schalktheater hat sich von der soziokulturellen Initiative zum professionellen Theaterensemble entwickelt, was sich in der Zusammenarbeit mit etablierten Regisseur*innen und Theaterhäusern zeigt. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen sind ab 2022 nicht mehr nur im Ensemble auf der Bühne, sondern auch im Vorstand vertreten. Künftig werden auch im Leitungs- und Produktionsteam Menschen mit und ohne Krisenerfahrungen zusammenarbeiten. 

Schalktheater

Seit 2002 können im Schalktheater Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ihr künstlerisches Potenzial in der Schauspielerei entfalten, sei es bei Theatertrainings, Workshops und/oder in den jährlich stattfindenden professionellen Produktionen mit anschliessenden öffentlichen Aufführungen an architektonisch barrierefrei zugänglichen Spielorten. Seit 2021 gibt es im Jungen Schalktheater das gleiche Angebot für Menschen zwischen 14 und 24 Jahren: Krisenerprobten Jugendliche und solche ohne diese Erfahrung erarbeiten mit einem Team von professionellen Kulturschaffenden und Fachpersonen aus der Psychiatrie zusammen eine Werkschau.

Kulturelles Angebot

Seit 20 Jahren ist das Schalktheater seiner Grundidee treu geblieben: Auf der Bühne stehen krisenerprobte Menschen, wodurch das Publikum in den Vorstellungen eine der Verletzlichkeit abgerungene Intensität erlebt. Das Schalktheater plant 2023 Sensibilisierungsveranstaltungen zum Thema «Wording» zusammen mit MADNESST, einer Gruppe aus Mental Health Aktivist*innen, die alle selber Krisenerfahrungen haben. Ab 2024 wird das Schalktheater Dramatherapie anbieten, bei welcher Theaterspielen als therapeutisches Mittel eingesetzt wird. Sie ist offen für alle Menschen mit und ohne psychische Einschränkungen.

Inhaltlicher Zugang

Die Produktion «ERBSE» in der Regie von Mélanie Huber hat die Saison 22/23 in der Gessnerallee eröffnet und wurde dort acht Mal gezeigt. Dabei fand die erste Relaxed Performance des Schalktheaters statt: Durch die Reduktion von sensorischen Reizen wie laute Geräusche oder grelles Licht wurde eine entspannte Atmosphäre hergestellt. Vorgängig informierte das Schalktheater über mögliche Triggerinhalte und das gedämmte Licht im Saal erlaubte das Verlassen und Zurückkehren auch während des Stücks. Das entspannte Setting hat sich für ein vielfältiges Publikum bewährt und wird bei den nächsten Produktionen erweitert und erneut angeboten.

Arbeitsangebote

Im Jahr 2022 konnte eine höhere Spesenentschädigung an die Schauspielenden der Produktion «ERBSE» ausbezahlt werden. Das Schalktheater strebt bis 2025 an, dem Ensemble eine marktübliche Gage bezahlen zu können. Seit 2022 vertritt erstmals ein Mitglied mit einer psychischen Beeinträchtigung das Ensemble im Vorstand. Bis Ende 2025 soll der Vorstand aus weiteren Personen mit Psychiatrieerfahrung bestehen. Spätestens ab 2024 sollen inklusive Teams die Trainings leiten sowie die Produktionen verantworten: Menschen mit und ohne Krisenerfahrung werden in den verschiedenen Bereichen wie Regie, Dramaturgie und Bühnenbild zusammenarbeiten. Um dies zu erreichen, sucht das Schalktheater den Austausch mit internationalen Theatergruppen, die bereits inklusiv arbeiten, wie zum Beispiel die Theater Company BACK to BACK aus Australien.

Kommunikation

Das Schalktheater kommuniziert seit 2022 auf allen Kanälen in einfacher Sprache und holt dazu Feedback von verschiedenen Nutzer*innen ein. Die laufende Überprüfung des Wordings und Anpassung der eigenen Kommunikation erhält in den nächsten Jahren einen hohen Stellenwert: Wie soll über Menschen mit diagnostizierten psychischen Krisenerfahrungen gesprochen werden? Eine sensible, wertschätzende und zeitgemässe Sprache trägt dazu bei, das Stigma von psychischen Erkrankungen zu enttabuisieren. Das Schalktheater möchte dazu ab 2023 in Dialog treten mit Selbstvertretenden aus dem Ensemble und aus anderen inklusiven Vereinen und Gruppen.

November 2022
 
Inklusives Theaterschaffen

Wenn Professionalisierung mit Vertrauen einhergeht

Schalktheater, Zürich
Bühnentalente mit kognitiven Beeinträchtigungen, mit psychischen Erkrankungen sowie Gehörlose finden in drei Theaterensembles Lern- und Auftrittsmöglichkeiten unter professionellen Bedingungen. Das Theater Frei_Raum in Bern, das Schalktheater in Zürich und movo in Winterthur arbeiten mit ausgebildeten Schauspielerinnen und Schauspielern ohne Behinderungen zusammen oder sind dabei, sich hierfür zu öffnen. Mit ihrer langjährigen Erfahrung zeigen sie auf, was anstelle einer fehlenden Ausbildung zur Professionalisierung führt.

Porträt & zwei Videobeiträge

Schalktheater, Zürich

Das Porträt des inklusiven Schalktheaters, das mit seinen wöchentlichen Theatertrainings den Betroffenen mehr bietet als Struktur und soziale Teilhabe. Im Videobeitrag erzählt eine Schauspielerin, wie sich das Theaterspielen auf ihren Alltag auswirkt. Ein zweiter Videobeitrag gibt Einblicke in die Erarbeitung der Bühnenproduktion «Bang Bang».