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movo

Licht fällt auf zwei paar Hände, sie sind frontal zu* Betrachter*in ausgerichtet. Die Finger bewegen sich, als ob sie Klavier spielen würden über zwei dunkle, rechteckige, kniehohe Blöcke. Der Rest des Bildes ist im Dunkel.

Gebärdende Hände in movos Tanzproduktion «Listen» von 2013/2014.

© movo
Ort:
Winterthur
Labelpartnerschaft:
2017 - 2020 / 2021 – 2024
Webseite:
movo-art.ch

movo führt die Welt von gehörlosen und jene von hörenden Menschen zusammen. Durch die Kombination von Gebärden- und Lautsprache erhalten seine performativen Produktionen einen künstlerischen Mehrwert. Der Pionier des bilingualen Theaters arbeitet auf und hinter der Bühne inklusiv und veranstaltet auch Workshops und ein Filmfestival. In den nächsten Jahren wird movo den Einsatz von Audiodeskription prüfen.

movo

Seit 2002 arbeitet eine Gruppe gehörloser und hörender Theaterschaffender zusammen, seit 2015 unter dem Namen movo. Im Vorstand des Vereins sowie im kreativen Leitungsteam sind Gehörlose und Hörende gleichermassen vertreten. Damit die Kommunikation untereinander uneingeschränkt möglich ist, lernen auch alle Hörenden die Gebärdensprache. Für die Umsetzung der Theater- und Tanzproduktionen alle drei bis vier Jahre sucht movo jeweils gehörlose und hörende Profis – international, da es in der Schweiz erst wenige ausgebildete gehörlose Regiseur*innen und Schauspieler*innen gibt. Seit 2019 veranstaltet movo in Winterthur das biennale Filmfestival «Ohrzu».

Kulturelles Angebot

Gebärdensprache hat als künstlerisches Ausdrucksmittel Potenzial. Gebärdensprachkompetente erweitern bei Theater- und Tanz-Workshops regelmässig ihr kommunikatives Repertoire und finden Alternativen zur gesprochenen Sprache auf der Bühne. Beim Filmfestival «Ohrzu» gibt es neben professionellen Filmen von und über Gehörlose einen Kurzfilmwettbewerb. Die eingegebenen Filme müssen von einem Filmteam mit mindestens 50 Prozent Gehörlosen stammen oder ein Thema aus der Gehörlosenwelt als zentralen Inhalt aufgreifen. Alle drei bis vier Jahre erarbeitet movo unter professioneller Regie ein bilinguales Theater- oder Tanzstück unter Einbezug von gehörlosen und hörenden Theater- und Tanzschaffenden aus der ganzen Welt. Das wegen Corona mehrmals verschobene Stück «A button like me» der gehörlosen Choreographin Kassandra Wedel und der hörenden Regisseurin Ursula Hildebrand kommt im Mai 2022 auf die Bühne.

Inhaltlicher Zugang

Dank der künstlerischen Vereinigung von Gebärden- und Lautsprache auf der Bühne sind die Produktionen von movo zugänglich für ein inklusives Publikum aus gehörlosen sowie hörenden Zuschauer*innen. Bei Kinofilmen ohne ausführliche Untertitel, die über das gesprochene Wort hinaus auch Geräusche und Musik beschreiben, erstellt movo diese für sein Filmfestival selber. Bei Bedarf werden Drittmittel gesucht für weitere Zugangshilfen, wie zum Beispiel taktile Gebärdensprachverdolmetschung für taubblinde Menschen. Bei zukünftigen Produktionen wird movo die Möglichkeit der Audiodeskription prüfen, um den Zugang auch für blinde und sehbehinderte Menschen zu gewährleisten.

Arbeitsangebote

movo arbeitet auf und hinter der Bühne mit einem inklusiven Team. Im Vereinsvorstand, in kreativen Leitungsteams sowie im wechselnden Theaterensemble sind gehörlose und hörende Menschen gleichberechtigt vertreten. An den wechselnden Spielorten setzt movo gehörloses Barpersonal ein, was beim gehörlosen wie hörenden Publikum gut ankommt und das Erlebnis des inklusiven Theaterbesuches abrundet.

Kommunikation

Alle wichtigen Informationen findet man auf der Website und im Newsletter auch in untertitelten Gebärdensprachvideos. Ab 2022 will movo vermehrt in Austausch treten mit anderen Labelpartnern von Kultur inklusiv aus den Performing Arts, um Synergien und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu suchen. Durch den Ausbau des Adressenstamms und die Pflege von Multiplikatoren soll die Bekanntheit vom movo erhöht werden.  

Charta zur kulturellen Inklusion

«movo macht seit bald 20 Jahren Theater- und Tanzstücke mit Hörenden und Gehörlosen. Das expressive Talent von Gebärdensprachkompetenten und der Humor der Gehörlosengemeinschaft ist wie für die Bühne gemacht. In unserer Arbeit in einem inklusiven Team auf und hinter der Bühne handeln wir seit jeher gemäss der 'Charta zur kulturellen Inklusion', dank der Institutionalisierung durch Kultur inklusiv gewinnen wir jedoch neue Partnerschaften und erhalten professionelle Inputs aus anderen Sparten der inklusiven Kultur.»
Katja Tissi, Präsidentin Verein movo (September 2020)

Dezember 2021
 
Inklusives Theaterschaffen

Wenn Professionalisierung mit Vertrauen einhergeht

movo, Winterthur
Bühnentalente mit kognitiven Beeinträchtigungen, mit psychischen Erkrankungen sowie Gehörlose finden in drei Theaterensembles Lern- und Auftrittsmöglichkeiten unter professionellen Bedingungen. Das Theater Frei_Raum in Bern, das Schalktheater in Zürich und movo in Winterthur arbeiten mit ausgebildeten Schauspielerinnen und Schauspielern ohne Behinderungen zusammen oder sind dabei, sich hierfür zu öffnen. Mit ihrer langjährigen Erfahrung zeigen sie auf, was anstelle einer fehlenden Ausbildung zur Professionalisierung führt.

Porträt, Interview & Videobeitrag

movo, Winterthur

Das Porträt über den neuen Labelträger, der zwei Sprachen und zwei Kulturen vereint. Das Interview über fehlende Konkurrenz und Ausbildungsmöglichkeiten. Und die Vorschau zur neuen Theaterproduktion von movo, einer Komödie von Raphael Urweider, in der Regie von Meret Matter.