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#4, November / Novembre / Novembre 2017

Zwei neue Labelträger aus dem Bereich Tanz, dazu ein Fotografieprojekt über Eltern mit kognitiven Beeinträchtigungen und eine Reportage über eine inklusive Zirkuswoche


Liebe Kulturschaffende, 
Liebe Kulturinteressierte,
Liebe kulturaffine Menschen mit und ohne Behinderungen

Das bedeutendste Schweizer Festival für zeitgenössischen Tanz ist neuer Labelträger: Das Migros-Kulturprozent Tanzfestival Steps feiert 2018 sein 30-jähriges Jubiläum – inklusive Ensembles zeigt das biennale Festival seit 2006 regelmässig. Im Zweijahresturnus programmiert auch das Netzwerkprojekt IntegrART vom Migros-Kulturprozent – mit aktuell vier Partnerfestivals – seit 2007 inklusive Tanzcompagnien. Wir freuen uns sehr, Ihnen diese zwei neuen Labelträger vorzustellen. Im Interview erzählt der Berner Fotograf Ruben Hollinger von seinem Fotografieprojekt über Eltern mit kognitiven Beeinträchtigungen. Und eine Reportage über eine inklusive Mitmachwoche in Biberist (SO) zeigt den Alltag des jungen Teams des Theaterzirkus Wunderplunder.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.

Migros-Kulturprozent Tanzfestival Steps

Die Stopgap Dance Company aus Grossbritannien.
Die Stopgap Dance Company aus Grossbritannien.

Ein grosses Spektrum des internationalen zeitgenössischen Tanzschaffens für ein breites Publikum: Dafür hat sich das Migros-Kulturprozent Tanzfestival Steps schweizweit einen Namen gemacht. Alle zwei Jahre präsentiert Steps seit 1988 bis zu zwölf Produktionen und arbeitet dabei mit rund 40 lokalen Veranstaltungspartnern in der ganzen Schweiz zusammen. Das Festival programmiert regelmässig Compagnien mit Tanzschaffenden mit und ohne Behinderungen. Auch für die Jubiläumsausgabe 2018 und für 2020 sind inklusive Ensembles geplant. Zudem möchte Steps verstärkt Tanzinteressierte mit Behinderungen als Publikum ansprechen und setzt dafür unter anderem auf die Sensibilisierung seiner Veranstaltungspartner und auf einen neuen Beirat aus tanzaffinen Menschen mit Behinderungen.

Textbeitrag: Das Festivalporträt mit Fokus auf neue Zugangshilfen für Tanzinteressierte mit Behinderungen wie etwa das barrierefrei gestaltete Programmheft. Und ein Interview mit der künstlerischen Leiterin darüber, wie sie die Veranstaltungspartner von inklusiven Ensembles überzeugt.

Bildergalerie: Eine fotografische Auswahl zweier inklusiver Tanzcompagnien, die am Migros-Kulturprozent Tanzfestival Steps aufgetreten sind, und des inklusiven Ensembles, das 2018 gastieren wird.

Fotografieprojekt Ruben Hollinger

Mit seinem Fotobuch über Eltern mit kognitiven Beeinträchtigungen betritt der Berner Fotograf Ruben Hollinger Neuland. Findet diese gesellschaftliche Realität hierzulande doch so im Verborgenen statt, dass der 30-Jährige für sein Projekt auf Institutionen in Deutschland ausweichen musste. Seine Bilder über Mütter und Väter mit ihren Kindern geben Einblicke in das Leben dieser Familien, ohne die abgebildeten Menschen je auszustellen, denn sichtbar sind die Beeinträchtigungen nicht. Über Fragen und allenfalls Irritationen, die das Fotobuch auslöst, soll man sich austauschen: Als Teil seines Fotografieprojekts plant Ruben Hollinger Workshops, insbesondere in Kulturinstitutionen, in denen Interessierte die Druckbögen zum eigenen Buch binden können.

Theaterzirkus Wunderplunder

Wie erarbeitet man mit Primarschülern und Erwachsenen mit neurologischen Beeinträchtigungen in nur fünf Tagen artistische Kunststücke für die Zirkusmanege? Seit über 30 Jahren tourt der Theaterzirkus Wunderplunder durch den Kanton Bern und Umgebung und führt in seinen inklusiven Mitmachwochen Menschen zusammen und auf die Bühne, die sich im Alltag kaum je begegnen. Im Winterquartier in Burgdorf erarbeitet das Wunderplunder-Team, das sich jedes Jahr gestaffelt erneuert, zudem ein eigenes Theaterstück, das es in den Mitmachwochen selber vorführt. Zu den wichtigsten Fähigkeiten der elf jungen Team-Mitglieder gehört die Lust, mit allen möglichen Menschen Zirkus zu machen. Und die Bereitschaft, Arbeit und Freizeit zu teilen für wenig mehr als Kost und Logis.

Textbeitrag: Einblicke in die Arbeitsweise und den Alltag des Wunderplunder-Teams in der Reportage über eine inklusive Mitmachwoche in Biberist (SO).

Videobeitrag: Im Videointerview erzählt Lorenz, warum er beim Wunderplunder mitmacht, wie er mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammenarbeitet und wie es sich auf engem Raum im Theaterzirkus zusammenlebt.

IntegrART vom Migros-Kulturprozent

Das 2007 gegründete Netzwerkprojekt IntegrART vom Migros-Kulturprozent setzt sich für gleiche Rechte von Tanz- und Theaterschaffenden mit Behinderungen ein. Dabei vernetzt IntegrART vier biennal stattfindende lokale Festivals und ergänzt ihre individuellen Programme mit drei gemeinsam ausgewählten inklusiven Tanzproduktionen. Die drei Ensembles aus Tanzschaffenden mit und ohne Behinderungen treten so in der ganzen Schweiz an vier Festivals auf: wildwuchs Festival in Basel, BewegGrund. Das Festival in Bern, Out of the Box – Biennale des Arts inclusifs in Genf und ORME Festival in Lugano. Das ebenfalls gemeinsam organisierte Symposium zu künstlerischen Fragen des inklusiven Tanzschaffens soll in der Ausgabe 2019 erstmals eine Fachperson mit einer Behinderung kuratieren oder an ein Co-Kuratorium mit und ohne Behinderung vergeben werden.

Das von der Fachstelle Kultur inklusiv mit dem Kindermuseum Creaviva im Zentrum Paul Klee in Bern veranstaltete Austauschtreffen am Montag, 4. Dezember 2017, ist ausgebucht. Am Treffen zu Kooperationsmöglichkeiten bei inklusiven und partizipativen Museumsprojekten werden verschiedene Projekte vorgestellt, bei denen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen gemacht wurden: Welche Rolle können dabei betreuende Institutionen spielen, und welche Do’s und Dont’s gilt es in der partizipativen Vermittlungsarbeit zu berücksichtigen? Die Keynote hält der Künstler Till Velten.



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Die Fachstelle Kultur inklusiv von Pro Infirmis freut sich über Ihre Kontaktaufnahme.